Nürnberg-Exkursion Station 4.2: Arbeitsverhältnisse
Kurzinfo zu Sigmund Schuckert
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Siegmund Schuckert wurde im Jahre 1846 geboren und gilt heute noch als einer der bekanntesten sogenannten „Gründer“ in Nürnberg und Pionier der Industrialisierung. Sein Werdegang startete mit einer eigenen kleinen Werkstadt in Nürnberg, in der er Nähmaschinen reparierte und eine eigene Dynamo-Maschine entwickelte. Sein Geschäft lief so gut, dass er seinen Betrieb schnell vergrößerte und eine eigene Fabrik zur Produktion von Bogenlampen baute, mit welchen er Deutschlands erste elektrische, dauerhaft betriebene Straßenbeleuchtung in Nürnberg errichtete. Um die wachsende Zahl an großen Aufträgen weiter erfüllen zu können, errichtete er schließlich in der Nürnberger Südstadt die Schuckert-Werke. Hier wurden vor allem elektrische Anlagen und Scheinwerfer hergestellt, welche in die ganze Welt exportiert wurden. Nach seinem Tod im Jahr 1895 wurde sein Werk von Siemens übernommen und in die Siemens-Schuckert-Werke integriert, welche im Jahr 1965 zur weltbekannten Siemens AG wurden.
Sigmund Schuckert wurde aber nicht nur als erfolgreicher Unternehmer bekannt, sondern auch durch sein soziales Engagement für Angestellte und Mitarbeiter. Er gründete unter anderem eine Krankenkasse, bezahlte seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Weihnachtsgeld und führte den Zehn-Stunden-Tag ein. Außerdem eröffnete er eigene Schulen und förderte junge Schüler und Studenten mit seiner eigenen Stiftung. In seiner eigenen Konsumanstalt – wie Supermärkte damals hießen – und durch seine Wohnbaugemeinschaft ermöglichte er den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern außerdem günstiges Einkaufen und Wohnen. Durch sein Engagement wurde er von den Firmenmitgliedern auch als „Vater Schuckert“ bezeichnet.
Arbeitsverhältnisse während der Industrialisierung
Mit der Industrialisierung entstanden viele neue Fabriken, in denen Maschinen die Arbeit verrichteten, die früher von Hand gemacht wurde. Diese Fabriken brauchten viele Arbeiter, die Maschinen bedienen und Produkte herstellen konnten. Männer, Frauen und sogar Kinder arbeiteten in diesen Fabriken, da sie billige Arbeitskräfte waren und zum kargen Familienunterhalt beitragen mussten. Sie arbeiteten oft genauso lange wie die Erwachsenen, was sie daran hinderte eine Schule zu besuchen.
Die Arbeitszeiten waren extrem lang. Ein normaler Arbeitstag dauerte oft 12 bis 16 Stunden, und das an sechs Tagen in der Woche. Es gab kaum Pausen, und die Arbeiter mussten oft körperlich schwer und unter sehr anstrengenden Bedingungen arbeiten. Doch die Arbeitsbedingungen in den Fabriken waren nicht nur hart, sondern auch sehr gefährlich. Die Maschinen waren oft ungesichert und es kam häufig zu Unfällen. Schutzmaßnahmen gab es kaum. Außerdem war die Luft in den Fabriken oft voller giftiger Substanzen, Staub und Rauch, was die Gesundheit der Arbeiter beeinträchtige. Dazu kamen fehlendes Tageslicht sowie der Lärm und die Hitze der Maschinen in den Produktionshallen. All diese Arbeitsumstände führten dazu, dass Industriearbeiter keine hohe Lebenserwartung hatten.
Trotz dieser harten Bedingungen waren die Löhne der Arbeiter sehr niedrig. Männer verdienten etwas mehr als Frauen und Kinder, aber das Geld reichte oft nicht aus, um eine Familie zu ernähren und ausreichend Wohnraum zu bezahlen. Möglichkeiten zur Weiterbildung, Arbeitsschutz, Versicherungen und Rente gab es nicht. Viele Arbeiter lebten daher in großer Armut.
Im Laufe der Industrialisierung gingen die Menschen jedoch gegen diese Missstände vor und formierten sich in Arbeiterbewegungen und Gewerkschaften, sodass nach und nach Verbesserungen der Arbeitsbedingungen erreicht werden konnten.